Anfang Juni 2023 wurde ein Großteil der Raffinerie Schwechat für eine 2-monatige Generalinspektion außer Betrieb genommen. Die Ingenieure der Pörner Ingenieurgesellschaft unterstützen den Turnaround (TAR) unter anderem bei der integrierten Terminplanung und nutzen den Stillstand für die Finalisierung von gleich drei Revamp-Projekten.
Alle sechs Jahre wird die Raffinerie Schwechat einem Turnaround (TAR) unterzogen. Diese verpflichtende Generalinspektion wird vom TÜV Austria durchgeführt. Die Maßnahmen 2023 konzentrierten sich auf die Inspektion und Wartung der Petrochemie- aber auch Teilen der Raffinerieanlagen.
Für gleich vier TAR-Projekte erhielt Pörner von OMV die EPCM-Aufträge. Sie umfassten Detail Engineering, Einkaufsunterstützung, Bau- und Montagemanagement sowie Inbetriebnahmeunterstützung. Für die Finalisierung der Revamp-Projekte nutzten die Pörner Mitarbeitenden die routinemäßige Anlagenabstellung.
Projekt 1: Revamp der FCC-Anlage
Im katalytischen Teil der FCC-Anlage (Fluid Catalytic Cracking) mussten mehrere Teilbereiche erneuert oder mit neuen Anlagenkomponenten ausgestattet werden, da sie das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hatten. Pörner wurde mit der Durchführung der gesamten Studien- und Ausführungsphase (Assess, Select, Define und Execution) dieses Revamps betraut. Sie übernahm dabei das Detail Engineering, die Einkaufsunterstützung sowie die Bau- und Montageüberwachung.
Die Herausforderung in diesem Projekt bestand darin, neben den Komponenten, welche im geplanten sechs Jahre TAR-Intervall getauscht werden, auch die neuen Ausrüstungen mit prozesstechnischen Anforderungen zu installieren und nebenbei notwendige Reparaturarbeiten am Bestand durchzuführen. Die prozesstechnische Auslegung des neuen Equipments (zum Beispiel Stripper, Reaktorkompensator, Vapourline usw.) erfolgte in enger Abstimmung durch den Lizenzgeber der FCC-Anlage UOP. Parallel hierzu wurden auch Maßnahmen wie die Vergrößerung des Regeneratormannlochs umgesetzt, um zukünftige Turnarounds zeitlich kürzer gestalten zu können.
Projekt 2: Revamp der Ethylen-Anlage
Der Revamp der Ethylen-Anlage betraf im Wesentlichen die Leittechnik der Dampfturbinen, die auf den aktuellen Stand der Technik gebracht werden musste. OMV betraute Pörner mit dem Austausch und der Adaptierung der Systeme der Maschinenregelung und -überwachung, sowie der Anpassung der Betriebsmittelverrohrung an die neue Turbine.
Die Herausforderung dieser technisch komplexen Anlage lag in der Schnittstellenabstimmung zu den weiteren Akteuren des Großprojekts und den Instandhaltungsmaßnahmen im Rahmen des Turnarounds. Das Projekt war terminkritisch, da die Propylen- und Ethylen-Versorgung der benachbarten Borealis von der fristgerechten Inbetriebnahme der Anlage abhing.
Projekt 3: das Biooil-Co-Processing-Projekt TP2
Pörner wurde mit der Execution Phase des Teilprojektes 2 des Biooil Co Processing Projektes – Revamp HPU/PSA3 und PSA2 Anlage – beauftragt. Die Verfahrensumstellung erforderte unter anderem den Umbau der Wasserstoffanlage der Raffinerie Schwechat. Die dafür erforderlichen anlagenübergreifenden Erweiterungen erfolgten in mehreren Teilabschnitten und werden demnächst in Betrieb genommen. Ziel des Revamps ist eine Kapazitätserhöhung und eine Qualitätssteigerung der bestehenden Wasserstoff-Produktionsanlage, um den höheren Wasserstoffbedarf für die Verarbeitung der biogenen Rohstoffe zu decken.
Projekt 4: die integrierte Terminplanung
10 Monate vor Start des TAR 2023 begann für Pörner bereits die Planungs- und Vorbereitungsphase, welche eine Größenordnung von mehr als 1.000 Apparaten umfasste. Danach wurden die Terminpläne aller Instandhaltungsmaßnahmen anlagenspezifisch von den beauftragten Haupt-Kontraktoren ausgearbeitet und in weiterer Folge vom Pörner-Planungsteam evaluiert, kommentiert, in einem integrierten Gesamtterminplan zusammengeführt, übergeordnet koordiniert und an die OMV TAR-Leitung rapportiert. Für einen reibungslosen Turnaround wurden alle Aktivitäten detailliert geplant, aufeinander abgestimmt und wo erforderlich Zeitpuffer vorgesehen.
Nach den erfolgreich bestandenen Tests wurden die Anlagen schrittweise in Betrieb genommen und die Produktion läuft seit Mitte August wieder im Vollbetrieb. In der Raffinerie Schwechat wurden mit den Modernisierungsmaßnahmen wesentliche Weichen für eine emissionsärmere und nachhaltigere Zukunft gestellt.
Quelle: Pörner