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Neustart Hannover Messe: Versorgungssicherheit, Klimawandel und Wasserstoffwirtschaft

25.03.2022
von Redaktion VERFAHRENSTECHNIK

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Nach der Corona-bedingten Durchführung als reine Online-Veranstaltung im vergangenen Jahr und einer kurzfristigen Terminverschiebung zum Jahresbeginn geht die Hannover Messe Ende Mai wieder als Präsenzmesse an den Start. Im Fokus: industrielle Transformation und vernetzte Fabriken. Was präsentieren große Player der Automatisierungstechnik?

„Endlich wieder richtig Messe machen“

Messe-Chef Dr. Jochen Köckler war die Vorfreude sichtlich anzumerken: „Endlich wieder richtig Messe machen“, sagte der CEO der Deutschen Messe auf einer Pressekonferenz Mitte März. Die Pressekonferenz offenbarte indes, dass die Vorfreude durch zweierlei Dämpfer getrübt wird: Die Corona-Pandemie ist mitnichten überwunden, was sich schon daran zeigte, dass die Pressekonferenz ihrerseits online organisiert war, statt in Präsenz. Zudem befindet man sich infolge des Kriegs in der Ukraine in einem zweiten weltweiten Krisenmodus. Energiepreise steigen, Lieferketten sind gestört, teils gar unterbrochen. Die Hannover Messe 2022 findet daher „im Spannungsfeld von Versorgungssicherheit und Technologien im Kampf gegen Klimawandel nebst Wachstumszielen“ statt, sagte Klöckner. Leitthema ist die industrielle Transformation. Zweites großes Thema ist die Vernetzung der Fabrik – also Digitalisierung, Automatisierung und KI „mit Perspektive auf den Green Deal“, wie Klöckner betonte. Kein Gesprächspartner aus Industrie, Wissenschaft und Verbänden zweifle heute noch an, dass Klimaneutralität das Ziel sein muss. Da passe es, dass Siemens auf der Messe eine Software präsentiere, welche die CO2-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette erfasse.

Freut sich darauf, endlich wieder richtig Messe machen zu können: Dr. Jochen Köckler, CEO der Deutschen Messe (Bild: Deutsche Messe)

Mit rund 2.500 bis 3.000 Ausstellern rechnet Köckler vom 30. Mai bis zum 2. Juni auf dem Messegelände. Das ist ziemlich genau die Hälfte dessen, was Besucher in normalen Zeiten erwartet. Im nächsten Jahr soll die Hannover Messe wieder wie gewohnt an fünf Tagen im April stattfinden. Eröffnet wird die Hannover Messe 2022 erstmals durch Bundeskanzler Olaf Scholz. Aufgrund der aktuellen Energie-Versorgungsdiskussion steht dann auch das Thema Wasserstoff im Fokus. „Wir bieten bereits seit Jahren die größte europäische Plattform für die Wasserstoff- und Brennstoffzellenwirtschaft“, so Köckler. Auf der Messe präsentieren mehr als 200 Unternehmen Lösungen für eine nachhaltige Energieversorgung mittels Wasserstoff aus regenerativen Energien. Was die Aussteller zu den proklamierten Leitthemen zeigen werden, präsentierten ausgewählte Aussteller vorab auf der Online-Pressekonferenz. Darunter auch einige Vertreter, die bei der Automatisierung der Prozessindustrie eine wichtige Rolle spielen.

Automatisierung der Prozessindustrie

Passend zu den Leitthemen betonte Christopher Ukatz, seit Oktober 2021 neuer CEO bei Harting, die Bedeutung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit als Leitplanken beim Denken und Handeln seiner Technologie-Gruppe. Dabei bilde „Connectivity+“ die Brücke zwischen Produkten, Services und Applikationen, aber auch ganz allgemein zum Mindset. Mit Fokus auf Modularisierung kündigte Ukatz eine Weltneuheit an, die „großartig und genial, aber zum aktuellen Zeitpunkt noch geheim“ sei. Wie „Verfahrenstechnik“ inzwischen recherchiert hat, will Harting fast 30 Jahre nach dem Start von Han-Modular als erstem modularen Industrie-Steckverbinder, der Energie, Signale, Daten und sogar Druckluft in einer einzigen Schnittstelle übertragen konnte, die nächste Stufe dieses Steckverbinder-Typs vorstellen.

Harting-CEO Christopher Ukatz kündigte an, auf dem Messestand eine Weltneuheit in Sachen Modularisierung zu präsentieren (Bild: Deutsche Messe)

„Wie geht es dir?“ Diese Frage richtet IFM Electronic nicht an Messebesucher, sondern an Sensoren, die zum Beispiel Temperatur und Füllstand von Tanks in der Lebensmittelindustrie überwachen. Bei der Anbindung von intelligenten Sensoren an übergeordnete Feldbusse sei IO-Link „ein ideales System“. Um dieses auch in der Lebensmittelindustrie verwenden zu können, sind Komponenten mit hoher Schutzart notwendig. Mit neuen IO-Link-Master-Modulen und L-codierten Leitungen präsentiert IFM hier passende Lösungen.

Die Vorteile L-codierter Leitungen von IFM Electronic für die Lebensmittelindustrie IFM (Bild: Deutsche Messe)

Derweil hat Wago den Durchgangsverbinder der Serie 221 als Messeneuheit angekündigt. Mit diesem lassen sich alle Leiterarten in einem Durchgang verbinden. Werkzeug sei dafür dank komfortabler Hebeltechnologie nicht nötig.

Alle Leiterarten in einem Durchgang verbinden: Das ermöglicht der neue Durchgangsverbinder von Wago ohne Werkzeug (Bild: Wago)

Weiter zusammen wachsen unterdessen der Tech-Konzern Schneider Electric und das deutsche Softwareunternehmen Proleit. Ab sofort sind die Funktionalitäten der Proleit-Systemfamilie Plant IT auch für Nutzer der speicherprogrammierbaren Steuerung Modicon M580 von Schneider Electric verfügbar. Das ermöglicht Anwendern, das gesamte Hardwareportfolio für die Mess- und Regelungstechnik von Schneider Electric durchgängig an das auf chargenbasierte Produktionsprozesse zugeschnittene Prozessleitsystem von Proleit anzubinden. Speziell für Aufgaben in der Lebensmittelindustrie, Futtermittelverarbeitung und der Feinchemie optimiert, werde Plant IT damit integraler Bestandteil der ganzheitlichen IIoT-Architektur Eco Struxure. Zu sehen gibt es das auf dem Messestand von Schneider Electric.

Schneider Electric erweitert sein Angebot für die Prozessindustrie: Plant IT von Proleit ist ab sofort mit der SPS Modicon M580 kompatibel (Bild: Schneider Electric)

„Mit Lichtgeschwindigkeit in die dritte Dimension.“ So kündigte Pepperl+Fuchs den Vision-Sensor „Smart Runner Explorer 3-D“ als Plattform für viele Aufgaben an. Der individuell konfigurierbare Rohdatensensor mit Stereo-Vision- oder Time-of-Flight-Technologie erzeuge hochpräzise Messergebnisse, die sich in Form von 2D-Bildern und 3D-Punktwolkenbildern darstellen lassen. Einsatzbeispiele finden sich unter anderem bei der Überwachung von Getränkekisten (sind alle Flaschen im Kasten beziehungsweise im Gebinde drin, sind auch alle Flaschen verschlossen?) sowie in der Füllhöhenmessung von Teig-Förmchen. Auf der Hannover Messe im wahrsten Sinne zu erleben, sind Smart Glasses, die Pepperl+Fuchs als Teil der digitalen Transformation zur Remote-Unterstützung in der Prozessindustrie präsentiert.

Für unterschiedlichste Applikationen eignet sich der neue Vision-Sensor von Pepperl+Fuchs (Bild: Pepperl+Fuchs)

Digitalisierung ist kein Selbstzweck

In Live-Demos wird Fabasoft auf der Hannover Messe zeigen, wie technische Dokumentation, Qualitätsmanagement und Transmittal Management im Zeitalter von Industrie 4.0 funktionieren (Bild: Deutsche Messe)

Ein interessantes Einsatzbeispiel hat die Software-Manufaktur Fabasoft präsentiert. Spezialisiert auf technische Daten und deren Management in der Cloud ist man Partner des Pumpenherstellers KSB. Dieser nutze „Fabasoft Aprove“ zum Management sämtlicher Zertifizierungsunterlagen und vernetze darüber aller Projektpartner sowie deren Dokumente und Daten. Die Folge: Der Administrationsaufwand sinkt, die Transparenz steigt. Das erleichtere KSB unter anderem die Freigabe der 3D-Daten einer neuen Pumpe. Denn alle Prüfungs- und Freigabeprozesse sind in einer Plattform zusammengefasst – inklusive Anbindung an SAP. Auch die vertragsrelevante Kommunikation laufe mit Unterstützung durch Fabasoft schneller und sicherer.

Die Anwendung funktioniert über Webbrowser, sodass Kunden und Lieferanten einfach eingebunden werden können. In Summe spare KSB so 4.500 Mannstunden pro Jahr. Digitalisierung ist also kein Selbstzweck, sondern eine Investition in die Zukunft. In Live-Demos wird Fabasoft auf der Hannover Messe zeigen, wie technische Dokumentation, Qualitätsmanagement und Transmittal Management im Zeitalter von Industrie 4.0 funktionieren. Dazu gibt es Einblicke in die KSB-Lösungen sowie beim weiteren Referenzkunden Siemens Energy.

Autor: Peter Reinhardt, Chefredakteur „Verfahrenstechnik“

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